Sonntag 14. Februar 2010 | 12h | Widder
Die Architektur der neoliberalen Macht und die indigenen Kämpfe in Venezuela - Eine Schilderung der Lebensumstände von indigenen Gesellschaften unter Chavez' „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“
El Libertario, Referat und Diskussion

Die diversen indigenen Kulturen auf venezolanischem Gebiet sind, nach der Meinung der Referentin, von der staatlichen Politik nicht nur vernachlässigt, sondern auch ständigen offensiven Aggressionen ausgesetzt. Im „sozialistischen“ Umbau gehören sie derzeit zu den grossen Verlierer.

Dies zeigt sich beispielsweise darin, dass der Staat Venezuela aktiven Einsitz hat in der IIRSA (Initiative zur regionalen Integration Südamerikas). Die IIRSA ist eine von mehreren Staaten getragene Organisation, die unter anderem die Abholzung der Wälder, die Ausbeutung von verschiedenen Bodenschätzen oder die Kommerzialisierung von wichtigen Wasserquellen vorantreibt. Dies tut sie weder mit einer Rücksprache mit den betroffenen und oft nicht einverstandenen Indigenas noch mit Rücksicht auf ökologische Aspekte.

Die betroffenen Gesellschaften wie die Wayuù, die Bari oder die Yukpa leisteten und leisten Widerstand gegen Angriffe paramilitärischer Gruppen. Die Aktivistin der anarchistischen Zeitung „El Libertario“ engagierte sich mehrere Jahre in den indigenen Kämpfen. Sie erklärt wie Chavez einerseits vorgibt, eine Alternative zum Freihandel aufzubauen und andererseits klar neoliberale Projekte unterstützt. Der massiv verschuldete Staat ist auf die immer begehrteren natürlichen Ressourcen angewiesen. So pfeift Chavez auf Minderheitenrechte, auf die Selbstbestimmung der indigenen Völker oder auf den Erhalt der Urwälder. Wenn die Indigenas für ihren Boden kämpfen werden sie als egoistisch und „unsolidarisch mit dem sozialistischen Projekt“ abgestempelt. Dasselbe gilt für tausende Arbeiter die menschliche Löhne fordern und in den Streik treten. Sie bekommen sofort die repressive Staatskeule zu spüren und zwar in Form von fristlosen Entlassungen bis hin zu ihrer schlichten Ermordung. In den staatlich kontrollierten Medien rechtfertigt der Revolutionsführer Chavez diese Niederschlagungen üblicherweise mit der Behauptung, die Arbeiteraufstände seien alle nur von den USA oder der rechten Opposition inszeniert. Gleichzeitig üben sich auch hierzulande viele Linke in blinder Solidarität mit allem, was Papa Chavez unter dem Banner des Antiimperialismus so treibt.

Mit der Referentin wollen wir die Verhältnisse in Venezuela kennen lernen und analysieren, wo autonome Projekte Erfolg haben und wo sich eine wahrlich emanzipatorische Perspektive auftut.

       
Libertäre Aktion Winterthur * www.libertaere-aktion.ch * law[at]arachnia[punkt]ch