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Freitag 12. Februar 2010 | 20:30h | Alte Kaserne
Zum Konzept der gesellschaftlichen Veränderung im (Anarcho-)Syndikalismus.
Holger Marcks, Referat und Diskussion
Bereits 1950 schrieb Karl Korsch, dass alle Versuche, den Marxismus als Theorie der Revolution wiederherzustellen, reaktionäre Utopien sind. Korsch erblickte im Marxismus lediglich die negative Seite des Sozialismus (Kritik des Kapitalismus), während er in Theorie und Praxis wenig zur gesellschaftlichen Befreiung beizutragen habe. Diese positive Seite rechnete er dem Syndikalismus zu, dessen gesellschaftliche Transformationsstrategie auf den Grundannahmen anarchistischer Staatskritik beruht. Für den libertären Philosophen Albert Camus war der Untergang dieser Gedankenwelt, die sich auf die konkreteste Wirklichkeit stützt, eine tragische Weichenstellung für das 20. Jahrhundert, verlor doch das revolutionäre Denken in sich selbst ein Gleichgewicht zugunsten der politischen Abstraktion.
Der Marxismus hat bis heute seine Dominanz in der Linken verloren; die Abstraktion ist geblieben. Theoretische Deutungsmuster, Fragen nach richtiger Analyse und richtigem Bewusstsein bestimmen häufig das Bild linker Politik. Wo es in der Praxis nicht gleich ums Ganze geht, sind Vorwürfe des Reformismus oder einer verkürzten Analyse schnell in den Wald geschrieen - auch unter AnarchistInnen. Gleichzeitig wurde die Frage der Produktionsverhältnisse (als materielle Basis gesellschaftlicher Machtverhältnisse) in den Hintergrund gedrängt. Ein dynamisches Verständnis von Menschen als ArbeiterInnen und von ArbeiterInnen als AktivistInnen ist dabei abhanden gekommen. Ein marginale Linke, die sich wesentlich subkulturell definiert und den Bezug zu den Massen verloren hat, kann als Resultat dessen verstanden werden.
Doch steht der Kampf um konkrete Verbesserungen wirklich im Widerspruch zu einer revolutionären Perspektive? Verlangen emanzipatorische Vorstellungen zwangsläufig eine strikte Abgrenzung vom Mainstream-Bewusstsein?
SyndikalistInnen haben tatsächlich die Arroganz zu behaupten, eine Lösung für dieses Problem anbieten zu können, und versuchen, einen alten Ansatz wiederzubeleben. Die zentralen Schlagwörter des Syndikalismus (wie Selbstorganisation und direkte Aktion) mögen vielen bekannt sein, dass der Syndikalismus aber über eine komplexe und reichhaltige Theorie der gesellschaftlichen/revolutionären Veränderung verfügt, ist seit dem Zweiten Weltkrieg eher unterbelichtet gewesen.
In der Veranstaltung sollen die grundlegenden Elemente der syndikalistischen Revolutionstheorie geklärt werden. Die Fragen nach den Quellen von Gegenmacht, der Aktivierung und Radikalisierung breiter gesellschaftlicher Prozesse und den Hebeln der sozialen Transformation werden offen gestellt - Antworten werden angeboten.
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